Leishmaniose
Erreger, Vektoren und Verbreitung
Die Leishmaniose wird durch die Sandmücken übertragen und ist vor allem in Südamerika, dem östlichen Afrika, Asien, aber auch im Mittelmeerraum eine wichtige und recht verbreitete Zoonose. Sie zählt zu den so genannten sich ausbreitenden bzw. neuen Infektionskrankheiten, bei der Hunden in den Endemiegebieten als Infektionsträger eine wichtige Rolle zukommt. Krankheitsursache für die Canine Leishmaniose in den Mittelmeerländern ist fast ausschließlich Leishmania infantum. Auf Sardinien kommt vor allem die Sandmückenart Phlebotomus perniciosus vor die als Vektor dieser Leishmanioseform beschrieben ist (www.leishmaniose.de/ph_perniciosus.html).
Sandmücken sind dämmerungs- und nachtaktiv. Je nach Region beginnt die Saison für Sandmücken im März/April und hält bis Oktober/November an. Die Aktivität kann jedoch stark variieren und hängt von der Verfügbarkeit geeigneter Lebensräume ab. Die etwa 2 mm großen Sandmücken fliegen nicht bei Wind, sind deshalb in direkter Küstennähe kaum zu finden. Der schmerzhafte Saugakt dauert bis zu 5 Minuten und findet fast ausschließlich am schlafenden Opfer statt. Frühere Untersuchungen geben Anlass zur Vermutung, dass die Häufigkeit des Vorkommens von Antikörpern im Blut von sardischen Hunden (Seroprävalenz) geringer gewesen ist als in den übrigen Regionen Italiens.
So waren bei einer Untersuchung im Jahre 1990 „nur“ 3% der Hunde Leismaniose-positiv. Allerdings darf dieser Befund nicht zum Anlass genommen werden das gegenwärtige Infektionsrisiko als gering einzuschätzen. Aufgrund der Klimaerwärmung und der intensiven Reisetätigkeit finden sich in zunehmendem Maße sowohl Sandmücken, als auch Leishmaniose-positive Hunde in Deutschland, womit eine Übertragung der Erkrankung nördlich der Alpen immer wahrscheinlicher wird. Leishmanien werden von blutsaugenden Sandmückenweibchen während der Nahrungsaufnahme übertragen, sie vermehren sich im Darm der Mücken und in den Makrophagen des Hundes. Anschließend kommt es zu einem Befall von Haut, Lymphknoten, Milz, Leber, Knochenmark und anderen Organen. Es gibt Hinweise auf rassespezifische Immunkompetenz gegenüber der Leishmaniose. Während bestimmte Hunderassen (z. B. spanischer Windhund) gegen Leishmaniose scheinbar resistent sind, scheint für andere Rassen, wie Deutscher Schäferhund, Rottweiler und Boxer eine gewisse Prädisposition vorzuliegen.
Die Symptome der Leishmaniose
Das Krankheitsbild umfasst alle Stufen von hochgradiger klinischer Erkrankung bis hin zu latentem, symptomfreien Auftreten, bei dem der Hund lediglich als Infektionsträger auftritt. Ein Großteil der mit Leishmanien infizierten Hunde zeigt über längere Zeit keine typischen Symptome. Treten klinische Symptome auf, können diese sehr unterschiedlich sein. Häufig treten Läsionen im Bereich der Stiche der Sandmücke auf. Typisch sind Ohrränder, Nase und Bauch. Einige dieser Symptome treten nur vorübergehend auf und werden deshalb häufig übersehen. Weitere typische Anzeichen einer Leishmanioseinfektion sind geschwollene Lymphknoten, Gewichtsverlust und Schwäche. Weitere Anzeichen einer Erkrankung sind über-mäßiges Krallenwachstum, Ekzeme, Haarausfall und Augenentzündung. Ohne Therapie kann es zu schwerwiegenden klinischen Problemen wie z.B. Polyarthritis und Nieren- und Hirnhautschädigung kommen, die häufig zum Tod des Tieres führen.
Gefahr für Tier und Mensch?
Die Leishmaniose ist eine Zoonose! Ein Stich einer erregertragenden Sandmücke kann Leishmanien vom Hund auf den Menschen übertragen. Sollte es zu einer Infektion beim Menschen kommen, so erkranken gesunde Jugendliche und Erwachsene in der Regel nicht, allerdings sind kranke, insbesondere immungeschwächte Personen sowie Kleinkinder gefährdet. Aus diesem Grund sollten wegen der häufig auftretenden Ekzeme Leishmaniose-positive Hunde keinen Kontakt zu diesem Personenkreis haben. Eine Übertragung von Leishmanien durch Hundebisse, Speichel oder frisches Blut ist unwahrscheinlich. Übertragungen von Leishmanien durch Bluttransfusion, vom Muttertier auf ihre Nachkommen sowie Übertragungen während des Deckaktes sind nachgewiesen, spielen aber epidemiologisch keine Rolle. Es ist aber wichtig immer im Hinterkopf zu haben, dass infizierte Hunde ohne klinische Symptome und jene die eine Chemotherapie erhalten haben immer ein potenzielles Parasitenreservoir darstellen.
Vorbeugung
Um das Risiko einer Übertragung von Leishmanien zu verringern sind natürlich prophylaktische Maßnahmen gegen Stiche der Sandmücken ratsam. Dazu gehört alles was die eine Exposition von Hunden gegenüber Sandmücken minimiert. Tiere die sich vorübergehend in Leishmaniose endemischen Gebieten aufhalten, sollten nach Einbruch der Abenddämmerung im Haus gehalten werden. Außerdem ist der Einsatz von Insektiziden mit repellierender Wirkung gegen Sandmücken empfohlen. Die regelmäßige Applikation dieser Wirkstoffe bzw. der Einsatz von Deltamethrin-haltigen Halsbändern sind nebenwirkungsarm und können während der gesamten Saison der Sandmücken das Risiko einer Infektion deutlich minimieren.
Seit kurzem wird eine „Impfung“ gegen Leishmaniose angeboten. Dabei handelt es sich um die Verabreichung von Vakzinen zur aktiven Immunisierung gesunder, seronegativer Hunde gegen die Canine Leishmaniose. Mit diesen Mitteln wird das zelluläre spezifische Immun-system von gesunden Hunden stimuliert, sodass die Wahrscheinlichkeit einer aktiven Infektion bzw. eine klinischen Erkrankung zu entwickeln um das bis zu 4 fache verringert wird. Die Grundimmunisierung besteht aus 3 zeitlich versetzten Impfungen in einem Abstand von 3 Wochen. Sie ist nur dann zu empfehlen wenn sich Hunde regelmäßig eine längere Zeit in Leishmaniose Gebieten aufhalten und darf nur bei klinisch gesunden Hunden angewandt werden. Eine weitere Möglichkeit des Schutzes ist die Anwendung eines seit 2012 erhältlichen Präparats mit dem Wirkstoff Domperidon. Der Wirkstoff aktiviert die zellvermittelte Immunantwort der T1-Helferzellen und kann somit zur Behandlung und zur Prävention eingesetzt werden.
Grundlegendes zur Behandlung
Wenn die Leishmaniose beim Hund ausgebrochen ist muss sofort behandelt werden, um zu versuchen die Parasiten zu eliminieren. Leider gibt es bis dato keine sichere, die Erreger eliminierende Therapie. In Abhängigkeit des klinischen Bildes der manifesten Leishmaniose sollte nach einem Stufenschema mit Medikamenten die eine Leishmanien hemmende Wirkung (Allopurinol) haben therapiert werden. Gegebenenfalls, bei besonders schwerer Symptomatik wird die Therapie mit der zusätzlichen Gabe eines geeigneten Leishmanien abtötenden Medikaments (Wirkstoff Miltefosin) begonnen. Der Einsatz von bereits unter Vorbeugung genannten Präparats Domperidon kann zur Regulation der Immunabwehr eingesetzt werden. In einer im Jahr 2009 publizierten Studie wurde Domperidon während eines Monats zur Behandlung von Leishmaniose-infizierten Hunden verwendet. Nach einem Jahr waren bei allen Tieren die Antikörpertiter gesunken, einige waren anschließend seronegativ. Die klinische Symptomatik besserte sich deutlich, bei einigen Hunden verschwanden sie völlig.Für die Ernährung von Leishmaniose-positiven Tieren ist es insbesondere bei einer Behandlung mit Allopurinol wichtig die Hunde mit purinarmer Kost zu füttern um eine übermäßige Belastung der Nieren und die Bildung von Harnsteinen zu vermeiden. Es ist in jedem Falle zu empfehlen beim Tierarzt regelmäßig die Leber- und Nierenwerte sowie die Serumeiweiße zu kontrollieren. In der Regel sollte nach 7-10 Monaten die Gabe von Allopurinol für 3 Monate unterbrochen bzw. beendet werden.