Besondere Geschichten
Eine Weihnachtsgeschichte die im August begann (2022)
Wieder einmal waren wir an einem sehr heißen Tag im August – es hatte über 35 *C - im sardischen Hinterland in der Provinz Nuoro unterwegs um bei einem uns gut bekannten Jäger und seinem Nachbarn, der einige Schafe hält, vorbei zu schauen. Inzwischen kennen wir die Leute hier recht gut und sie sind inzwischen recht freundlich zu uns… wissen sie doch zu schätzen, dass wir ihnen mit Rat und Tat und Mitteln zur Parasitenprophylaxe für ihre Hunde zur Seite stehen. Nachdem wir ihnen einige Spot-On Präparate und Halsbänder zur Zecken- und Sandmückenabwehr zu einem günstigen Preis überlassen hatten, traten wir den Heimweg an.
Wir waren einige Kilometer gefahren als wir – was auf Sardinien sehr häufig vorkommt - auf eine große Schafherde stießen, die auf der vollen Breite der Strasse langsam nach Hause lief. Wie fast immer wurde die Herde von mehreren Hunden begleitet… die aber allem Anschein nach nur mehr oder weniger an uns oder den Schafen interessiert waren und einfach ruhig mitliefen. Wirklicher Herdenschutz geht sicher anders. 😊 Von einem Schäfer weit und breit keine Spur. Da wir nicht weiterfahren konnten schauten wir uns natürlich die Hunde an. Einer der Vierbeiner fiel uns besonders auf. Da war eine Hündin die sich hinkend und ziemlich verschmutzt dahinschleppte. Sie war hochträchtig und ihr Platz sollte jetzt überall sein … nur eben nicht bei einer großen Schafherde mitten auf einer Strasse.
Es ist tatsächlich sehr oft der Fall, dass Tiere sich einfach selbst überlassen werden und sich kein Mensch Gedanken um die Hunde und Schafe macht. Wenn mal 1-2 Tiere sich verletzen oder umkommen stört das nicht wirklich.
Wir beobachteten die trächtige Hündin und plötzlich geschah es. Sie setzte sich und mit einem Mal schoss ein Strahl aus ihr heraus. Die Fruchtblase war geplatzt und sie blieb zu unserer Überraschung mitten auf der Strasse sitzen. Sie war offensichtlich viel zu schwach sich und ihre zu gebärenden Welpen in Sicherheit zu bringen.
In diesem Falle war klar, dass wir jetzt sicher nicht nach einem Besitzer suchen, sondern der Hündin helfen mussten. Ohne eine Regung der Abwehr ließ sich die werdende Hundemama – wir haben sie ARIANA getauft – ins Auto heben. Zuhause angekommen bezog Ariana unseren kleinen Zwinger, den wir für solche Fälle zusammen mit einer Wurfkiste vorbereitet haben.
Ariana wurde mit Futter und Wasser versorgt und es wurde schnell klar, dass sie von beidem in den letzten Tagen viel zu wenig oder gar nichts erhalten hatte. Besonders die starke Dehydratisierung machte uns Sorgen…. Sorgen die aber in den folgenden Stunden und Tagen noch größer werden sollten.
Bereits kurz nachdem wir Ariana untergebracht hatten, begann sie sich hinzulegen und versuchte zu pressen. Nachdem das erste recht kräftige Welpenmädchen zur Welt kam, schienen Ariana die Kräfte zu verlassen. Wir blieben die ganze Nacht bei ihr um ihr zu helfen. Es begann nun ein Kampf um Leben und Tod. Ariana war einfach sehr, sehr schwach. Mit letzter Kraft und nur sehr schwachen Wehen gebar sie innerhalb von 14 Stunden 10 weitere Welpen… leider kamen bereits 5 von ihnen tot auf die Welt… alles rubbeln und schütteln nutzte nichts mehr. Die anderen Welpen lebten zwar waren aber ebenfalls sehr, sehr schwach. Zusammen mit der fürsorglichen Mutter, haben wir den Kampf um das Leben der winzig kleinen Welpen aufgenommen. Leider haben wir 3 der Zwerge innerhalb der ersten 24 Stunden und den letzten kleinen Bruder am 3. Tag verloren.
So blieb uns nichts weiter übrig auch für ihn ein kleines Grab zu schaufeln!
Viel Zeit zu trauern blieb uns nicht, denn nun galt es zusammen mit ihrer Mama dem winzig kleinen Welpenmädchen den Weg ins Leben zu ebnen. Es waren unglaubliche Momente für uns… denn ARIANA schien unser Anliegen und alles was wir taten sehr gut zu verstehen und half uns in den nächsten Tagen… denn neben der kräftigen erstgeborenen APE die fast ununterbrochen an den Zitzen ihrer Mama hing, gab es ja noch das 2. Hundemädchen, das nicht mal halb so groß wie ihre Schwester war. Die kleine AURORA war ja noch lange nicht über den Berg. Besonders ihr schwacher Saugrefelx bereitete uns Sorgen. Und es schien nun, dass auch ARIANA unsere Sorgen teilte und nun fast ununterbrochen AURORA ihre Milchleiste präsentierte. Zusammen haben wir es dann geschafft. AURORA bekam von uns alle 2 Stunden eine kleine Portion Welpenmilch und endlich nach 3 Wochen konnten wir Entwarnung geben. AURORA wird überleben.
Sie trank jetzt mit viel Energie und verdoppelte fast jeden Tag ihr Körpergewicht. Wir waren sehr erleichtert als wir ab der vierten Woche bemerkten, wie sich nun alle der kleinen Familie freuten, wenn sie uns sahen und sich an uns orientierten, wenn wir bei ihnen im Zwinger waren.
Nun konnten wir uns auch Gedanken um die Zukunft der Familie machen und versuchen für sie Familien zu finden, die diese wunderbaren Tiere bei sich aufnehmen. Das ist allerdings bei den Welpen erst frühestens ab der 15. Woche möglich. So zog die kleine Familie zunächst auf eine privat Pflegestelle auf Sardinien um.
14 Wochen nach ihrer Geburt haben wir dann allen Drein einen Besuch abgestattet. Wir waren gespannt wie sie sich weiterentwickelt haben und ob sie uns wohl wiedererkennen würden. Was sollen wir sagen. Es war eine überwältigende Begegnung. Unsere Präsenz in den ersten Lebenswochen hat sich offensichtlich bei den Hunden so tief eingebrannt, dass sie uns sicher nie vergessen werden. Die Freude war jedenfalls einfach unglaublich…. Schwanzwedelnd und wild herumspringend, mit den Zähnen an unseren Fingern knabbernd wurden wir begrüßt, dass es eine reine Freude war.
Wir konnten uns davon überzeugen, dass sich APE und AURORA hier prächtig entwickelt haben. Die kräftige APE wuchs zu einem großen und wunderschönen Mädchen heran. Aber auch AURORA, die kleine Kämpferin, ist ein unglaublich hübscher Schatz geworden und so war es nicht weiter verwunderlich, dass sie und ihre Schwester eine Reihe von verheißungsvollen Anfragen erhielten, um auf Dauer in Deutschland ein neues Zuhause zu finden. Tatsächlich war ziemlich schnell klar, dass 2 Familien aus Bayern die idealen Voraussetzungen haben um aus den beiden Geschwistern „SardinienHunden im Glück“ zu machen. Doch damit nicht genug. Auch Mama ARIANA hatte ihr Glück gefunden und durfte am Vorabend des 4. Advent zusammen mit ihren Kindern noch vor dem Weihnachtsfest auf einen Pflegeplatz nach Deutschland reisen.
Somit werden nun mit Ariana, Ape und Aurora drei weitere unserer Schützlinge an den Weihnachtsfeiertagen auf einem sicheren Platz in einem warmen Körbchen liegen und ihre neuen Familien glücklich machen können.
Auch wenn wir uns schwerpunktmäßig der Tierschutzarbeit vor Ort verschrieben haben, solche Geschichten sind für uns immer wieder etwas Besonderes: Ganz nach dem Motto: "Wir können nicht alle Hunde dieser Welt retten, aber wir können die ganze Welt eines Hundes retten"

Das besondere Happy End (Ein Bericht von Zulus Adoptantin von 2021)
Als mein Hund mir vor etwas über 1,5 Jahren verstarb, (es war ein Pommeranien Spitz) den ich mir vom Züchter holte und dieser bei mir 17 Jahre alt wurde, nahm ich mir fest vor keinen neuen Hund mehr haben zu wollen. Doch meine Trauer begleitete mich 7 Monate lang und ich merkte, dass es mich schon wie ein Sog runter zog aus dem ich nicht mehr raus konnte. Wenn ich Leute sah die mit ihren süßen kleinen Hunden spazieren gingen, musste ich jedes Mal weinen, so sehr fehlte mir mein über alles geliebter kleiner Schatz.
Als ich eines Tages bei mir auf der Arbeit beim Spaziergang mit meinen Bewohnern spazieren ging, (Ich bin Betreuerin für schwerbehinderte Menschen), sah ich einen Mann der 3 Hunde bei sich an der Leine führte. Diese waren klein, mittel und groß. Dieser eine kleine Hund viel mir sehr auf, da ich sowas zartes und süßes vorher noch nicht gesehen hatte. Ich hielt diesen Mann an und fragte Ihn, was er denn da mit sich an der Leine führte. Er erklärte mir, dass es ein Rusky Toy Terrier ist und erzählte mir von dem Charakter dieses süßen kleinen Hundes. Je mehr ich erfuhr umso mehr war mir klar, dass ich genauso einen Hund unbedingt haben musste. Meine Tränen konnte ich kaum noch halten, so sehr ist mir dieser kleine süße Toy ins Herz geschossen. Also machte ich mich auf die Suche und begann diese beim Züchter. Doch diese Hunde gefielen mir nicht, da man ihnen die Überzüchtung schon ansah und diese auch nicht die Ohren hatten wie der kleine Toy den ich gesehen hatte. Die Toys hatten hochstehende Ohren, den Toy den ich wollte, sollte hängende Ohren haben.
Dann kam ich auf Tasso, dies ist eine Seite im Internet in denen Tierschutzorganisationen ihre Hunde zur Vermittlung vorstellen. Da fand ich dann genau das, was ich schon sooo lange gesucht hatte...MEINEN TOY TERRIER!!... Ich rief dann bei den SardinienHunden an und fragte ob ZULU (so hieß Er damals und heute noch bei mir), noch zu haben wären. Die Vereins Vorsitzende, Frau Werner Gessendorfer, sagte mir, dass Zulu noch da wäre und sicherte ihn mir zu. Ich war so glücklich über diese Antwort, so dass ich sofort wieder anfing zu weinen. Vor Freude und gleichzeitig Trauer, wegen dem Verlust meines anderen Hundes (an dem ich so sehr hing) und das ich doch noch meinen Zulu der für mich wie die Stecknadel im Heuhaufen geworden ist, gefunden habe. Ich bekam ihn 2 Tage vor Weihnachten überreicht...dieses war mein schönstes selbst gemachtes Weihnachtsgeschenk. Als wir beide uns sahen war es um uns beide geschehen. Ich sprach ihn mit seinem Namen an und er freute sich so sehr, dass er Freude strahlend auf mich zukam, so als hätten wir uns immer schon gekannt und er jetzt nur zurück nach Hause gekommen ist.
Nun begann eine schöne und aufregende Zeit mit Zulu. Er freundete sich schnell mit meinen Katzen an, davon habe ich 3. Aber draußen musste er noch lernen, dass die Mülltonnen keine Gefahr für ihn sind, da er diese immer wieder anbellte wenn sie an die Straße gestellt wurden. Menschen mit Mützen, Hüte und Kapuzen waren ihm auch unheimlich. Besonders die mit Regenschirmen waren für ihn eine große Gefahr! Aber auch das lernte er sehr schnell das diese gar nicht schlimm sind. Nur wenn er andere Hunde sah dann brannten bei ihm die Sicherungen durch. Besonders bei den großen Hunden, da war er nicht mehr zu halten! Nach dem wir diese Probleme dann mit dem Besuch einer Hundeschule weg zu trainieren versuchten, wurde es besser. Wir beide sind seit einem Jahr in der Hundeschule und Zulu hat in dieser Zeit so viel dazu gelernt. Auch am Agility-Kurs hat er so viel Spaß dran, so dass er die andern Hunde um sich herum gar nicht mehr wahrnimmt und zu konzentriert am Training ist. Auch zuhause hat er jetzt nach so langer Zeit 3 Freunde gefunden die er vorher gar nicht mochte. Sogar der Riesenschnauzer von neben an, der der beste Freund meines anderen Hundes war, und den Zulu auch nur angebellt hat, wurde nun auch zu seinem Kumpel.
Ich möchte hiermit auch allen mitteilen...wenn man sich einen Hund aus einer Tierschutzorganisation holt...dann sollte man nicht gleich aufgeben und diesen Hund vielleicht wieder zurück oder woanders hingeben, nur weil alles nicht sofort klappt. Ein Hund braucht Zeit um sich einzuleben. Und wenn es nach einiger Zeit nicht klappt dann auch die Hundeschule besuchen, das hilft auf alle Fälle. Ich habe durch Zulu gelernt, dass man nicht immer zum Züchter gehen muss um einen Hund zu sich zu holen. Man kann auch einen Hund in einer Tierschutzorganisation finden und rettet dabei sogar auch gleich ein Hundeleben.



Das war Zulu auf Sardinien

An einem Freitagmorgen im Mai (2019)
AN EINEM FREITAGMORGEN IM MAI…. es ist kurz vor halb 10 und das Handy klingelt: „Guten Morgen, ist dort die Tierschutzorganisation SardinienHunde? Wir sind seit einigen Tagen auf Sardinien im Urlaub und haben hier in der Nähe von Sole Ruiu in einer Höhle eine Hündin mit ihren Welpen gefunden. Was können wir tun? Können Sie uns helfen?“ …So oder so ähnlich erreichen uns während der Urlaubssaison täglich Anrufe von Touristen, die während ihres Aufenthalts auf der Insel Hunde gefunden und gefüttert haben und es nicht übers Herz bringen sie auf der Straße zurück zu lassen. Tendenz stark steigend! Während wir vor 2 Jahren 65 Anrufe pro Jahr entgegennahmen waren es 2017 schon über 100 und auch 2018 haben wir schon an einigen Tagen das Handy nicht aus der Hand gelegt um Hilferufe entgegenzunehmen bzw. Hilfe vor Ort zu organisieren.
Das ist nicht immer einfach, sehr zeitaufwändig und kostet viel Kraft. Wegen der vielen Anfragen die uns erreichen, kümmert sich für unseren Verein sogar eine eigene ortskundige und italienisch sprechende Mitarbeiterin um die Hilferufe der Touristen, insbesondere wenn diese auf einem Grundstück oder an einem Haus Tiere in sehr schlechter Haltung bemerken.
Wir möchten gern über unsere Erfahrungen berichten und auf das ein oder andere Problem hinweisen, das mit dem Fund eines Tieres verbunden ist bzw. im Nachhinein auftreten kann. Wenn man der Realität ins Auge blickt, wird schnell klar, dass die Lebenssituation von streunenden Hunden, aber auch von Tieren die einen Besitzer haben, eine völlig andere als in Deutschland ist. Trotz eines vergleichsweisen strengen Tierschutzgesetzes und der Pflicht Hunde mit einem Microchip zu kennzeichnen, leben die allermeisten Tiere frei, sind nicht gechipt und werden sehr häufig sich selbst überlassen. Besonders wenn sie gesundheitlich Probleme haben oder Nachwuchs bekommen wird man ihnen schnell überdrüssig.Hier klafft offensichtlich eine riesige Lücke zwischen behördlichem Anspruch und der Wirklichkeit im Alltag, zumal die Kennzeichnungspflicht von den zuständigen Ämtern so gut wie gar nicht kontrolliert wird. Was also tun wenn ein Tier gefunden wird?
Natürlich ist es richtig in einem solchen Falle EINE Tierschutzorganisation, die auch vor Ort aktiv hilft, zu informieren. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf EINE! Viele besorgte Touristen glauben, dass am schnellsten geholfen wird wenn man alle Orgas, die man erfolgreich gegoogelt hat, anschreibt bzw. anruft und um Hilfe bittet. Das Gegenteil ist der Fall. In solchen Fällen wird in der Regel wenig bis nichts passieren, weil so keine Hilfe mit eindeutiger Zuständigkeit organisiert werden kann. Besser ist es, eine Organisation zu informieren, die sich dann gegebenenfalls von einem anderen Tierschutzverein Unterstützung holt oder den „Fall“ übergibt.Ist der Kontakt einmal hergestellt, ist es für die weitere Kommunikation äußerst wichtig, dass ein paar Fotos und eine möglichst genaue Beschreibung des Tieres übermittelt werden. Unter Umständen kann dann später geklärt werden, um welches Tier es sich handelt oder ob es einen Besitzer hat. Auch ist damit der Fund und der Zustand des Tieres dokumentiert. Man kann davon auszugehen, dass wohlgenährte Tiere mit Halsband in der Regel einen Besitzer haben. In solchen Fällen ist dringend davon abzuraten den Hund einfach mitzunehmen. Häufig sind jedoch Fundtiere sehr schwach bzw. krank, befinden sich in einem schlechten Ernährungszustand oder sind stark dehydratisiert. In einem solchen Falle muss natürlich gehandelt werden. Aber wie, wo doch die Straßen voll sind von Tieren und viele Tierheime und Auffangstationen aus allen Nähten platzen? Ein schwieriges Unterfangen, besonders aufgrund der italienischen Gesetzeslage, nach der jeder Hund einen Besitzer haben muss. Ist dieser aufgrund des fehlenden Microchips nicht identifizierbar, gehört das Tier der Gemeinde, in der es gefunden wurde. Normalerweise wird dann der Hund in ein staatliches Canile, auch Hundelager genannt, verbracht. Für alle Tierschützer ist das ein Grauen. Nach Änderung des italienischen Tierschutzgesetzes in den 90er Jahren, bei der die Tötung von Hunden verboten wurde, wird seither eine «Internierung» in staatlichen Tierheimen subventioniert. Es gibt eine Reihe von diesen Lagern in denen weit über 1000 Hunden unter schlimmen Bedingungen gehalten werden, ohne dass diese jemals eine 2. Chance zur Vermittlung bekommen würden. Diese Lager werden teilweise mit sechsstelligen Euro-Beträgen subventioniert. Mit einem Bruchteil des Geldes hätten Kastrations- und Sterilisationsaktionen im großen Stil durchgeführt werden können – damit wäre das Problem in den Griff zu bekommen.
Es ist also eine recht schwierige Situation in der die italienischen Tierschützer stecken. Kann man bei dieser Rechtslage überhaupt helfen? Glücklicherweise ja, denn spätestens bei der Frage nach der behördlichen Zuständigkeit wird man als Urlauber bemerken, dass in den meisten Fällen weder die örtliche Polizei noch die Gemeinde mit dem Fundtier etwas zu tun haben möchte.
Deshalb können Vereine durch das stetig wachsende Netzwerk an Tierschützern auf Sardinien sehr oft helfen, einen Platz zu finden, der das Tier aufnimmt und von wo aus es eine 2. Chance auf ein tiergerechtes Leben in einer Familie bekommt. Bedauerlicherweise ist es häufig aber unmöglich, eine Übergabe eines Tieres ohne Mithilfe der Urlauber, die einen Hund gefunden haben, zu organisieren. Wenn man einmal vor Ort die Situation in privat geführten Auffangstationen, wie in unserem Kooperationstierheim in Olbia, dem Rifugio „I Fratelli Minori“ der italienischen Organisation LIDA, gesehen hat, wird man schnell verstehen, dass eine Abholung eines Tieres von einem weit entfernten Ort auf der Insel nicht möglich ist. Zu dringend wird im Rifugio jede Hand gebraucht um die über 700 Hunde und 250 Katzen mit Futter und Medikamenten zu versorgen, sowie die Gehege und Futterschüsseln zu säubern.
Deswegen ist es immer eine große Hilfe, wenn sich Urlauber bereit erklären und nach Rücksprache mit der Tierschutzorganisation „ihr“ Fundtier zur Auffangstation zu bringen. Hier wird geprüft ob das Tier mit einem Microchip gekennzeichnet ist, tierärztlich untersucht sowie geimpft und entwurmt. Leider ist es notwendig, dass das Tier die nächsten Tage in Quarantäne verbringen muss. Zu groß ist die Gefahr der Übertragung von Infektionskrankheiten, die für einige schwache und kranke Tiere den sicheren Tod bedeuten können. Für die überfüllten Tierheime eine große Kraftanstrengung, zumal so etwas bis zu 20 Mal am Tag passiert. Vor allem viele wenige Wochen alte Welpen werden so täglich aufgenommen. Das ist eine besonders große Herausforderung für die Tierschützer, sind doch diese nicht grundimmunisierten Welpen der in den Tierheimen auf Sardinien kursierenden Parvovirose schutzlos ausgeliefert. Deshalb werden ganz junge Fundtiere nicht im Rifugio selbst, sondern von privaten Pflegestellen aufgenommen und versorgt. Insgesamt ein ziemlich großer organisatorischer und finanzieller Aufwand um den Tieren zu helfen.
Deshalb wäre es schön, wenn man als Urlauber vor Ort bei der Übergabe des Tieres, oder später über die kontaktierte Tierschutzorganisation mit einem kleinen Betrag helfen würde. Das kann man zum Bsp. mit einer Tierpatenschaft tun bei der man monatlich einen kleinen Geldbetrag überweist. Diese kleinen Finanzspritzen sind eine große Hilfe um die Versorgung des Tieres bis zur Adoption sicherzustellen. Gleichzeitig erhält der Pate regelmäßige Informationen über sein Patentier und so kann man das weitere Schicksal des gefunden Tieres begleiten. Leider erleben wir es immer wieder, dass Touristen nach der Übergabe des Tieres mit einem ruhigen Gewissen abreisen und nie wieder nach dem Verbleib des Tieres fragen. Aber zu Glück sind die meisten Touristen nicht nur hilfsbereit sondern sich auch ihrer Verantwortung für ihren Findling bewusst.
So auch bei unseren Anrufern im Mai, die eine Hündin mit ihren 11 Welpen in einer kleinen Höhle gefunden hatten und uns um Hilfe baten. In diesem Falle bekamen wir von unserem Kooperationstierheim schnell das OK, dass die junge Familie aufgenommen werden kann. Unsere eigenen Helfer konnten vor Ort tätig werden und den Touristen am Fundort direkt helfen. Die Mama hatte für sich und ihre Welpen, die noch die Augen geschlossen hatten, eine kleine Höhle als sicheren Ort in der Nähe eines teilweise verlassenen Touristendorfs gewählt. Sowohl der Ort als auch die Jahreszeit waren viel zu gefährlich für die Welpen und wir begannen mit der Bergung der Familie.



Dies kann ein durchaus problematisches Unterfangen sein, setzt es doch voraus, dass die Mutter dabei mitspielt. Aber durch ihre Neugier, den Hunger und das Gebell unserer eigenen Hunde kam die freundliche Hündin, die wir später GINEVRA tauften, uns schwanzwedelnd entgegen und ließ sich völlig freiwillig Halsband und Leine anlegen. Zu Sicherstellung ihrer Welpen hatten wir Decken, Wäschekorb und das allerwichtigste, sterile Handschuhe dabei. Durch unseren Kontakt zu den vielen Tieren in unserem Kooperationstierheim, ist bei so jungen Tieren die Infektionsgefahr einfach viel zu groß, als dass man sie ungeschützt anfassen könnte.
Uns gelang die Bergung der 11 kleinen Welpen und wir waren gemeinsam mit den aufmerksamen Urlaubern sehr glücklich, als wir GINEVRA mit ihren Kindern wohlbehalten ins Rifugio der LIDA bringen konnten. Alle 11 Welpen haben dort, Dank unserer Helfer und Dank unserer Super-Mama die ersten Wochen gut überstanden.
Wir hofften sehr, dass alle Welpen kräftig genug sind um auch die nächsten kritischen Wochen gut zu überstehen, damit wir sowohl für Mama GINEVRA als auch für ihre Kinder ein eigenes Zuhause suchen können. Das hat sich glücklicherweise bewahrheitet, denn alle 11 Welpen sind inzwischen zu gesunden Hunden herangewachsen. Neben GINEVRA konnten wir auch für fast alle ihrer Kinder ein Zuhause finden. Nur Gaspare sucht noch ein Zuhause!
Bleibt uns nur noch darauf zu verweisen weisen, dass sich tierliebe Menschen, die im Süden ihren Urlaub verbringen wollen, am besten vor Urlaubsantritt über Vereine und Tierheime in der Region informieren, um im Notfall gerüstet zu sein. Die meisten Vereine werden sehr gern und bereitwillig darüber informieren an wen man sich bei einem Fund eines Tieres wenden sollte. Informationen zu unserer Organisation, unsere Tierschutzarbeit vor Ort und unsere Schützlinge, für die wir Hilfe oder ein Zuhause suchen, erhält man auf unserer Vermittlungsseite!